Die Freunde - Gemeinschaft Sant'Egidio

Sant’Egidio ist auf die Initiative von Jugendlichen 1968 in Rom entstanden. Eine kleine Gruppe von Schülern versammelte sich um Andrea Riccardi in der Kirche Sant’Egidio, um nach dem Vorbild der Urgemeinde und der Bewegung des Franz von Assisi gemeinsam auf das Evangelium zu hören und es ins Leben umzusetzen. Sie gingen in die Armeniertel von Rom und begannen eine Nachtmittagsschule, die „Scuola popolore“ – bekannt als „Friedensschule“. Heute gehören der Laienbewegung, die sich in über 70 Ländern der Weitergabe des Evange­liums und dem Dienst an Bedürftigen widmet, weltweit mehr als 50.000 Personen an. Die Spiritualität von Sant’Egidion ruht auf vier Grundlagen:
 
DAS GEBET begleitet alle Gemeinschaften in Rom und auf der Welt. Es bildet ihr Fundament und den Mittelpunkt, auf den ihr Leben ausgerichtet ist.
 
DIE WEITERGABE DES EVANGELIUMS ist grundlegend für die Gemeinschaft und ist an alle gerichtet, die auf der Suche sind und nach einem Sinn im Leben fragen.
 
DIE FREUNDSCHAFT MIT DEN ARMEN wird als ehrenamtlicher Dienst im Geist des Evangeliums und im Geist einer Kirche verwirklicht, die „Kirche aller und besonders der Armen“ ist (Johannes XXIII.).
 
DIE ÖKUMENE lebt die Gemeinschaft in der Freundschaft, im Gebet und in der Suche nach der Einheit unter den Christen auf der ganzen Welt.
 
DER DIALOG im Sinne des II. Vatikanums als Weg des Friedens und der Zusammenarbeit unter den Religionen, als Lebensweise und als Methode für die Versöhnung in Konfliktfällen, ist ein weiteres Anliegen von Sant’Egidio.
 
Unter der großen Zahl an Kindern mit schulischen Problemen, die zu Beginn der siebziger Jahre die Nachmittagsschulen der Gemeinschaft Sant’Egidio am Stadtrand Roms besuchten, befanden sich immer wieder Kinder mit einer geistigen Behinderung. Oft hörten sie auf, zur Schule zu gehen. In den Nachmittagsschulen wurden sie jedoch aufgenommen und fanden Freunde. In den Straßen rund um das Kloster Sant’Egidio in Trastevere lebten damals viele Erwachsene mit Behinderung, die oft sehr vereinsamt waren. Ohne jegliche Freundschaften und Beziehungen verbrachten sie ihre Tage sich selbst überlassen in ihrer Wohnung oder durchstreiften ziellos die Straßen. Als sich Sant’Egidio mit jungen Studenten bevölkerte, wurden die Kirche und das Kloster auch für sie zu einem Bezugspunkt und zu einem Ort, an dem sie Freundschaft und Gehör ­suchen und finden konnten. Seitdem sind weltweit in allen Gemeinschaften von Sant‘Egidio dauerhafte Freundschaften zu Menschen entstanden, die aufgrund einer geistigen Behinderung in Schwierigkeiten leben.
 
Infos und Kontakt: Gemeinschaft Sant‘Egidio, Schönthalstrasse 6, 97070 Würzburg, Tel.: 0931/322940, Fax 0931/3229439, www.santegidio.org/de

Jesus als Freund

Gemeinschaft Sant'Egidio: Mit geistig behinderten Menschen auf dem Weg des Evangeliums. Echter Verlag, Würzburg 2004

Einen schöneren Namen hätte die Gemeinschaft Sant’Egidio nicht finden können für Menschen mit geistiger Behinderung: Sie heißen „die Freunde“. Mit ihnen hat sich Sant’Egidio auf dem Weg des Evangeliums gemacht. Das Ergebnis liegt als Buch vor und wurde am Freitagnachmittag, 23. September 2004, im Sankt Burkardus-Haus in Würzburg vorgestellt: „Jesus als Freund“.
Erfolgreich hat die Gemeinschaft in den vergangenen Jahren versucht, die Frohe Botschaft Jesu den „Freunden“ nahe zu bringen. „Wir bieten das Evangelium den Menschen an, denen manchmal nicht das Recht ­zugesprochen wird, die Frohe Botschaft kennen zu lernen und zu verstehen“, betonte Angelika Wagner von Sant’Egidio bei der Buchpräsentation. Das Buch sei im Rahmen des geistigen und pastoralen Weges von Sant’Egidio mit geistig behinderten Menschen entstanden. Die größte Herausforderung sei gewesen, direkt zu den Menschen mit geistiger Behinderung zu sprechen.
Den „Freunden“ gehören über 2000 Menschen mit Behinderung, ihre Familienangehörigen und Freunde an. Eine von ihnen, Lieselotte Bückl, berichtet: „Die Begegnung mit Jesus und seinen Worten hat mein Leben verändert. Er hat mich von der Einsamkeit ­geheilt. Ich habe viele Freunde und keine Angst mehr vor der Zukunft.“ Heute sage sie selbst das Evange­lium weiter, denn viele Menschen warteten darauf.
Das im Würzburger Echter-Verlag erschienene Buch „Jesus als Freund“ will helfen, Jesus kennen zu lernen. Nach Vorworten von Professor Dr. Jürgen Moltmann und Bischof Vincenzo Paglia beleuchten 25 Katechesen den Weg Jesu von der Verkündigung und Geburt bis hin zu Tod und Auferstehung. Die Glaubensgespräche richten sich an Menschen mit geistiger Behinderung und verschiedener Beeinträchtigung der Sinne. Am Ende jedes Themas kommen „Freunde“ zur Sprache. Ihre Aussagen zeigen, welche große Kraft und Fähigkeiten sie besitzen, die Botschaft Jesu zu verstehen und anzunehmen. So wie beispielsweise Susannes Bekenntnis bei der Erzählung vom Guten Hirten: „Die Liebe Jesu ist die Freundschaft. Ich habe die Freundschaft durch die Liebe zu Jesus gefunden; er hat gemacht, dass ich euch alle kennen lernte und dass ihr jetzt meine Freunde seid und mich gern habt.“ 
   
Bernhard Schweßinger

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