Die Nacht nähert sich.
Für alles, was war, Dank!
Für alles, was kommt, „Ja“!
Dag Hammarskjöld
In Gesellschaften, die sich nur langsam veränderten, in denen die Enkel noch so lebten wie die Großeltern, bildeten die Alten die Ausnahmen. Meist wurden sie verehrt als Hüter des gesellschaftlichen Wissens, als Weise. Doch „alt wie Methusalem“ wurden nur wenige. Heute werden so viele Menschen alt, dass es kein festgelegtes Rollenbild für die Alten mehr geben kann. Außerdem verändern sich die Gesellschaften weltweit so schnell, bei gleichzeitig schnell wachsendem Wissen, dass einzelne alte Menschen kaum noch „Hüter des Wissens“ und damit universelle Ratgeber sein können. Die Rolle der Alten muss unter diesen Gegebenheiten anders werden.
„… und er wolle etwas aus seinem Alter machen!“ Henning Scherf, geb. 1938, gehört zu den „jungen Alten“. Zusammen mit seiner Frau Luise lebt er in Deutschlands berühmtester Wohngemeinschaft. Dieses „Bremer Modell“ wurde bekannt durch sein Buch „Grau ist bunt – was im Alter möglich ist“ (Herder Verlag, Freiburg 2006). Seite um Seite beschreibt der Autor seine Erfahrung, dass Altwerden keine Katastrophe ist oder werden muss. Weil das Alter keine Ausnahme mehr ist, müssen wir lernen, „die Alten nicht mehr auf ein unterforderndes Amüsierleben und danach auf ein massenhaft zu versorgendes Pflegeproblem zu reduzieren“. Henning Scherf schreibt klug, kraftvoll und vor allem ermutigend. Er legt mit seinem Buch ein Konzentrat seiner theoretischen und praktischen Erkenntnisse und Erfahrungen des Älterwerdens in unserer Gesellschaft vor.
Damit wir nicht nur alt werden, sei es grau oder bunt, damit wir als Älterwerdende auch reifen, müssen und dürfen wir unser Altwerden als den Weg Gottes mit unserer Seele begreifen, annehmen und bewusst gehen. Dabei kommt keiner an den Eigentümlichkeiten dieser Lebensphase vorbei, z. B. an der Gefährdung durch Einsamkeit, wenn die Freunde und Gleichaltrigen schon gestorben sind; oder das Verharrenwollen im Bekannten; die manchmal sehr schmerzlichen Einschränkungen der Lebenswelt durch abnehmende Kräfte; oder den Tod, der kommt, wann er will…
Humor und Danken
sind uns als „Gehstützen“ auf dem Weg des Alterns und Reifens gegeben: Beim Blick zurück kann Psalm 103 ein hilfreiches Geländer sein: „Lobe den Herrn, meine Seele … und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat.“ Dieses Danken bewahrt vor der Vergesslichkeit und nimmt der Angst vor dem Kommenden viel Boden ab! Reifwerden sei im wesentlichen ein Dankbarwerden, sagen uns die alten Weisen! Dass wir Gott loben in allem, ihm alles in unserem Leben als sein originelles Geschenk an uns verdanken, dass wir immer wieder anfangen „damit wir etwas seien zum Lob seiner Herrlichkeit, die wir zuvor auf Christus gehofft haben“! (Eph 1,12)
Bei den „jungen Alten“ gestaltet sich dieses Leben zum Lob Gottes noch aktiver. Von ihrem gewollten Un-Ruhestand und ihren neu gewählten Verantwortlichkeiten berichten Rolf Brune, Alexandra Depuhl und Helga Schikora – jeder auf seine spezielle, ganz besondere Art.
Dr. Heiko Hörnicke, geb. 1927, war Professor für Zoologie. Zusammen mit seiner Frau Christel engagierte er sich die letzten zwanzig Jahre im Bereich Hauskreisarbeit und Glaubenskurse. Heute ist es beiden ein Anliegen, Christen im dritten Lebensalter herauszufordern, anzuregen und zu ermutigen, mehr die Enkelgeneration in den Blick zu nehmen und den Lebensanfängern Begleiter zu sein.
„Alt werden als geistlicher Weg“ nennt Piet van Breemen, SJ, geb. 1927, seinen Impuls. Eva-Maria Bießlich erzählt, welches Gesicht dieser Weg in ihrem Leben angenommen hat.
Mitten im Leben vom Tod umfangen, erfuhren sie alle, dass sie mitten im Tod vom größeren Leben Gottes umfangen sind und sein werden.
Wir danken allen Autoren, die in dieser Ausgabe ihre Lebenserfahrung mit uns teilen. Sie sind uns ein paar Schritte voraus und sehen schon ein bisschen weiter.
Am Ende des Jahres danken wir vom Redaktionsteam auch Ihnen allen, unseren Lesern, für Ihre Rückmeldungen im Laufe des Jahres, für Ihre Gebete und für Ihre finanzielle Unterstützung. Danke, dass Sie uns so begleiten!
Ihnen allen eine frohe Advents- und Weihnachtszeit wünscht, gemeinsam mit dem Redaktionsteam,
Ihre
Maria Kaißling
Mitten im Winter
wendet sich die Erde
wieder dem Licht zu
Mitten im Winter
schützt der Schnee zärtlich
die schlafenden Keime
Mitten im Winter
hüten die Früchte
ihre Samen voller Hoffnung
Mitten im Winter
zünden wir Lichter an
und sagen einander:
Jetzt
beginnt ein Neues
Ruth Rau
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