von Thomas Schirrmacher
Da Fundamentalismus seit den Anschlägen vom 11. September 2001 in der Öffentlichkeit meist einfach als radikaler, gewaltbereiter, religiös motivierter Extremismus verstanden wird, könnte als kürzeste Definition ein militanter Wahrheitsanspruch gelten. Für eine sachdienliche Verwendung des Begriffs als Bezeichnung für Personen, Bewegungen und Gruppen schlage ich folgende Definition vor:
Fundamentalismus ist ein militanter Wahrheitsanspruch, der aus nicht hinterfragbaren höheren Offenbarungen, Personen, Werten oder Ideologien einen Herrschaftsanspruch ableitet, der sich gegen Religionsfreiheit und Friedensgebot richtet und nichtstaatliche oder nichtdemokratisch-staatliche Gewalt zur Durchsetzung seiner Ziele rechtfertigt, fordert oder anwendet. Dabei beruft er sich oft gegen bestimmte Errungenschaften der Moderne auf historische Größen und Zeiten, nutzt diese Errungenschaften aber zugleich zur Ausbreitung und schafft meist eine moderne Variante alter Religionen und Weltanschauungen.
Es ist unverantwortlich und diffamierend, wenn dieser Begriff – vor allem in den Massenmedien – beliebig ausgeweitet und gegen alle gekehrt wird, die für ihre religiöse Überzeugungen einstehen. Zugleich kann uns Christen jedoch eine strenge Definition hilfreiches Instrument zur Unterscheidung sein und die Grenzen markieren, in denen sich unser Einsatz für das Reich Gottes in dieser Welt bewegen sollte.
Die folgende Liste von Regeln hilft, religiöse Bewegungen – und auch unser eigenes religiöses Umfeld – auf die Gefährdung hin abzuklopfen, in eine fundamentalistische Haltung zu verfallen.
Obige Zusammenstellung ist dem 2010 erschienenen Buch Fundamentalismus: Wenn Religion zur Gefahr wird (Hänssler Verlag) entnommen. Darin stellt der Autor die vielfältigen und widersprüchlichen Erscheinungsformen des religiösen Fundamentalismus dar und diskutiert sie an konkreten Beispielen
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