In der Nacht des 17.12. 2014 erreichte uns die Nachricht aus Mexiko, dass Saúl Cruz Ramos am Morgen einem Herzinfarkt erlegen ist. Der unerwartete Tod unseres langjährigen Partners und Freundes war ein Schock. Waren wir (Angela Ludwig und Anne-Marie Senn) doch im November noch mit diesem unermüdlichen und leidenschaftlichen Pionier für Gott unterwegs gewesen zu „seinen“ ARMONIA-Projekten, die in den vergangenen 30 Jahren entstanden sind. Begonnen hatte es mit dem „Transformationszentrum“ (Urban Transformation Center) in Jalalpa. Schon 1994 bei seinem ersten Besuch in Reichelsheim hatte er von Gottes Ruf in dieses verwahrloste Armenviertel in der Megametropole Mexico City berichtet und uns für diesen Dienst an den Vergessenen und Benachteiligten entzündet. Von da an war ARMONIA ein häufiger Teilhaber unserer Weihnachtsaktionen. Später kam das Projekt AIMS (The Armonia Indigenous Mexican Scholar) im südmexikanischen Oaxaca hinzu, das lernwilligen indigenen Mädchen und Jungen aus dem Landesinneren die Chance auf einen Schulabschluss und Ausbildung ermöglicht.
Saúl war ein Prediger, der die Herzen der Menschen erreichte. Außerdem war er ein ausgesprochen humorvoller und mitreißender Erzähler. Gespannt lauschten wir den vielen Scheiter-, Hoffnungs- und Wundergeschichten und wie Veränderung in Menschen und ganzen Stadtvierteln möglich wurde. Respektvoll und liebevoll zugleich nannten die Bewohner ihn nur „Dr. Saúl“ und man spürte ihre Dankbarkeit, aus der Armuts- und Gewaltspirale zu einem menschenwürdigen Leben und zum Glauben gefunden zu haben. Einige von ihnen sind heute Verantwortungsträger. Auch unter den Hochschülern wachsen junge Leiter nach. Sergio, ein Stipendiat von ARMONIA und Musikstudent, bedankte sich am Ende unseres Abschiedsabends bei Saúl und seiner Frau: „Nach einer schweren Zeit war das der schönste Abend seit langem. Die Gemeinschaft und Ihre Liebe zu jedem einzelnen Studenten haben mich aus dem Tief herausgeholt.“ Das war und ist das Geheimnis von Saúl und Pilar Cruz: die beharrliche, aufrichtige Liebe, mit denen sie die Menschen über Jahre begleiten und sich selbstlos für sie einsetzen, wenn es sein muss auch nach Mitternacht. Zugleich fordern sie sie heraus, diese Liebe an andere mit der gleichen Hingabe weiterzugeben.
Am „Tag der Offensive“ im vergangenen Mai gab Saúl Cruz den Besuchern Anteil an seinem persönlichen Werdegang: Um bei den Armen zu leben, habe er gemeint, auf ein „besseres“ Leben zu verzichten und dabei das beste gefunden.
Nun hat Gott ihn zu sich gerufen – in das allerbeste Leben.
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