Offensives Christsein ist ein Christsein, das nicht von Lasten erdrückt wird, sondern das Freude bringt, das abenteuerlich ist, an dem man Spaß haben kann und ist eine Sache, die Sie bei der OJC in einem Jahr lernen können. – Irmela Hofmann
Heute am 24.08.2024 wäre die Mitbegründerin der Offensive Junger Christen Irmela Hofmann 100 Jahre alt geworden.
Zu diesem Anlass haben wir eine Bibelarbeit von ihr aus dem Jahr 1988 zum Thema „Vier Dimensionen offensiven Christseins“ digitalisiert und veröffentlicht.
Die Bibelarbeit findet ihr auf unserem Youtube Kanal oder auf Spotify und Apple Podcasts auf unserem Kanal feinhörig.
Wir wollen uns heute über offensives Christsein unterhalten. Und zwar, was ist das und wie wird man das? Aber das wäre unfair, wenn wir mit dem offensiven Christsein anfingen Wir müssen uns zuallererst mal darüber unterhalten, was ist denn Christsein? Wer ist ein Christ? Wie wird man ein Christ? Wann ist man einer und was geschieht dann, wenn einer Christ wird?
Da dachte ich, ich würde Sie gerne mal fragen. Was glauben Sie, wann einer ein Christ ist? Sobald er die Taufe empfangen hat. Ja, das ist sehr gut katholisch aber es ist auch evangelisch. Ja, muss zur Taufe noch was dazukommen. Ich habe immer den Eindruck, für viele Leute ist die Taufe wie das Ereignis, dass jemand einen Scheck über eine Million überreicht kriegt.
Und er lässt ihn in der Schublade liegen, denn das Baby kann ja noch nicht damit zur Bank gehen. Und die Eltern dürfen ihn nicht einlösen Und es muss eines Tages der Tag kommen, wo derjenige, der die Taufe empfangen hat, den Scheck über eine Million in die Hand nimmt und ihn einlöst. Da die meisten Leute den Eindruck haben, ach, der ist ja sowieso nicht gedeckt.
Ach, was soll ich mit dem Scheck? Mir geht es so dreckig. Mit dem wird es mir auch nicht besser gehen. Viele lösen diesen Scheck nie ein. Die Taufe ist das Versprechen Gottes, ich habe dich bei deinem Namen gerufen, du bist mein. Und das ist ein Scheck der mehr wert ist als eine Million. Ich denke, der muss eines Tages eingelöst werden.
Und dann gibt es zwei sehr bekannte Theologie-Professoren, die hatten mal einen öffentlichen Streit vor Hunderten von Theologie-Studenten Nämlich braucht der Mensch eine Bekehrung zu Jesus Christus Damit er ein Christ wird, oder kommt er in seinem Leben durch die Taufe automatisch ins Christsein hinein?
Der Streit war spannend, denn der eine der Professoren war durch die Bekehrung Christ geworden. Und der andere konnte von sich sagen, ich kenne das nicht, dass von einem Tag auf den anderen alles anders geworden ist. Ich bin gewachsen wie eine Blume. Ich denke, ich war schon immer Christ. Die haben sich am Schluss geeinigt Horst, weißt du die Formel noch?
Die Namen betäuben euch vielleicht noch nicht viel im Moment, aber ihr solltet sie doch wissen. Das eine ist der Adolf Schlatter, der Großtübinger Theologe, der gesagt hat, ich bringe die Wachsen wie eine Blume. Und das andere ist der Karl Heyn, der Hoftheologe der Offensive, aus den ersten Jahren auf jeden Fall.
Und der eine sagte, einigen wir uns darauf, es ist nötig zu wissen, ich bin definitiv auf der Seite Gottes. Ob allmählich in Klammer Schlatter, oder plötzlich zu einer bewussten Nachfolge Es ist zweitrangig. Definitiv ist das Entscheidende. Also, ich weiß nicht, ob mein Erlöser lebt oder was da alles dazu zu sagen ist.
Glaubensgewissheit ist der Stichpunkt theologisch. Wer von euch weiß denn, was Jesus dazu gesagt hat? Wie einer zu einem Christen wird. Da kam doch mal bei Nacht einer der Schriftgelehrten, ein gläubiger Mann, zu ihm. Und er sagte, was muss ich tun? Und da antwortet ihm Jesus auf eine ganz ungewöhnliche Weise.
Er hätte auch den anderen Satz sagen können, der natürliche Mensch vernimmt nichts vom Reich Gottes. Den sagt er aber an dieser Stelle nicht, der steht an einer anderen Stelle in der Bibel. Er sagt ihm aber… Wenn nicht jemand von Neuem geboren wird, kann er das Reich Gottes nicht sehen. Das heißt, ja und dann sagt der alte Mann, wie kann einer, wenn er so alt ist wie ich, nochmal von Neuem geboren werden?
Das ist doch völlig unmöglich. Und da sagt Jesus, ich meine die Geburt aus Wasser und Geist. Und mit dem Wasser meint er die Taufe und mit dem Geist meint er, dass der Heilige Geist ihm das Herz öffnen muss. Für Gott. Es kann kein Mensch sich selber das Herz öffnen für Gott. Das kann nur der Geist Gottes selber tun.
Aber nun will ich mal Ihnen ein Beispiel erzählen was uns etwas schockiert hat. Wir waren mit Maria Keisling und ich glaube, die Conny war auch dabei und der Horst und ich in der Nähe von Stuttgart zu einem Vortrag. Und nach diesem Vortrag saßen wir zusammen mit einem Theologen und einem Psychologen und dessen Frau und noch einige andere Leute und wir.
Und dann sagte der eine, Was geschieht denn, wenn ein Mensch Christ wird? Und da sagte der Psychologe, da geschieht zunächst mal überhaupt nichts. Und als wir empört aufschrien, na hören Sie mal, das können Sie doch nicht sagen, da sagte der Theologe, na ja, also sagen wir mal so, es geschieht was im Kopf des Menschen.
Er akzeptiert jetzt, dass in der Bibel die Wahrheit steht. Was hättet ihr denn dann gesagt? Also wir hatten den Eindruck, die haben völlig missverstanden was Jesus Wiedergeburt nennt was andere Leute Bekehrung nennen und was ich heute Christ werden oder Christ sein nennen möchte. Denn es geschieht etwas in der sichtbaren und in der unsichtbaren Welt, wenn ein Mensch Christ wird.
Beides. Und zwar, es wird ein Mensch versetzt aus dem Reich der Finsternis in das Reich des Lichts ins Reich Gottes. Das wird am allerdeutlichsten Im Johannes-Evangelium gleich am Anfang. Er kam in sein Eigentum heißt es da von Jesus, nämlich in diese Welt, die durch ihn gemacht ist, das steht ein paar Sätze vorher.
Er kam in sein Eigentum und die Seinen nahmen ihn nicht auf. Es geht aber weiter, wie viele ihn aber aufnahmen. Denen gab er Macht, Kinder Gottes zu werden. Denen die an seinen Namen glauben. Wenn einer Christ wird, dann bekommt er etwas. Denen gab er Macht. Das ist ja was ganz Erstaunliches. Johannes 1, Vers 17 Gott gibt etwas.
Er selbst kommt durch seinen Geist in die Mitte des Lebens seiner Leute. Und die Seinen nehmen ihn auf, indem sie ihr Herz und ihr Leben für ihn öffnen. Das Herz ist ja meistens voll mit anderen Sachen. Mit Wünschen, mit schweren und schönen Erfahrungen, mit Erwartungen, mit Hoffnungen. Jetzt kommt da was ganz Neues rein, was alles erleuchtet und alles in ein anderes Licht stellt, auch die schweren Erfahrungen.
In der Offenbarung Johannes heißt es, dass Jesus nie mit Gewalt in ein Herz eindringt. Der muss nicht die Herzen aufbrechen von außen, um reinzukommen sondern er steht vor der Tür Er klopft an und wenn jemand seine Stimme hört, der wird ihm die Tür öffnen und er wird hineingehen und das Abendmahl mit ihm halten.
Das heißt, Jesus stellt das Christsein absolut auf Freiwilligkeit. Wenn jemand freiwillig von innen sein Herz für ihn öffnet dann kommt er. Wenn einer krampfhaft das Herz zuhält, der braucht keine Angst haben, dass Gott da einbricht mit Blitz und Donner das tut er nicht. Christ werden, Christ sein, ist was absolut Freiwilliges.
Wenn jemand die Tür seines Herzens für mich öffnen wird, zu dem werde ich hineinkommen. Nicht der Kopf ist beim Christwerden das Entscheidende so wie dieser junge Theologe gedacht hat. Es könnte vielleicht im Kopf sich was verändern, wenn einer Christ wird, weil er dann Dinge für wahr hält, die er vorher für ein Märchen gehalten hat.
Das ist nicht das Entscheidende, sondern das Herz. Über das Herz wird in der Bibel sehr viel ausgesagt. Hier meine ich jetzt vor allen Dingen, das Herz muss sich öffnen, dass es bereit wird, Gott selber einzulassen. Das Herz ist im Leben das Entscheidungszentrum. Da werden Wünsche gehegt und Sehnsüchte drinnen wachgehalten.
Im Herzen werden die Werte gesetzt. Was ist mir wichtig? Was will ich auf jeden Fall? Was ist mir unwichtig Im Herzen werden die Werte gesetzt und das Herz fällt die Entscheidung für oder gegen jemanden. Es ist also ein wichtiges Lebens- und Entscheidungszentrum. Und in dieses Herz hinein will Gott kommen und die Entscheidungen nicht nur beeinflussen, sondern viele davon auch verändern.
Und nun lesen wir, was Paulus an die Kolosser schreibt Und ich lese mal nach der ökumenischen Übersetzung. Da gibt es nämlich eine Bibel die ist von der katholischen Bischofskonferenz und von der evangelischen genehmigt. Die haben gemeinsam sich auf einen Text geeinigt und da heißt es so. Dankt dem Vater im Himmel mit Freuden.
Er hat euch fähig gemacht, Anteil zu haben am Erbe der Heiligen die im Licht sind. Er hat uns der Macht der Finsternis entrissen und hat uns aufgenommen in den Machtbereich seines geliebten Sohnes, der uns gerettet hat und uns alle Sünden vergibt. Kolosser 1, Vers 12-14 Was heißt das? Ein schwerer Text.
Aber ich glaube, wir können ein paar Punkte daraus begreifen. Die Gemeindeglieder in Kolosse und wir haben erstens Grund, uns zu freuen. Grund Gott zu danken. Danke dem Vater im Himmel und freut euch. Warum? Er hat euch zu etwas fähig gemacht, dessen Wert ihr heute noch gar nicht abschätzen könnt. Was aber etwas überaus Kostbares ist.
Teil zu haben an dem unwahrscheinlich herrlichen Erbe, das Gott für seine Leute bereit hat. Seine Leute, das sind alle, von denen wir vorhin gesagt haben, dass sie ihr Herz für ihn geöffnet haben. Aber das gibt uns nicht nur für die Zukunft eine geheimnisvoll wunderbare Aussicht sondern es erfüllt uns jetzt schon mit einer großen Hoffnung und Entnimmt uns dem Machtbereich der Finsternis Das geht aus diesem Kolosser-Text ganz deutlich hervor.
Wir sind den Todesschatten entrissen. Wir sind Teil des Herrschaftsbereichs Gottes geworden. Bei ihm ist Licht, Leben und Liebe. 3L, könnt ihr euch merken. Und im Reich der Finsternis gibt es gleißnerische Lügengewebe, das zitiere ich jetzt von Jesus, er sagt das, gleißnerische Lügengewebe die verdecken sollen, dass im Reich der Finsternis nur zerstörerische, lebenszerstörende Mächte am Werk sind.
Menschenverachtung Als Jesus seine Jünger immer zu zweien aussandte die Botschaft vom Reich Gottes den Menschen zu verkündigen, da kamen seine Jünger begeistert zurück. Begeistert von sich selber und von ihren Erfolgen. Und sagten, Herr, stell dir vor, die Dämonen waren uns untertan. Wir haben Besessene heilen können.
Und da sagt Jesus was ganz seltsames. Ich weiß nicht, wer von euch den Satz schon mal gelesen hat. Da sagt er, also darüber braucht ihr euch nicht zu freuen. Das ist doch nichts. Freut euch, dass eure Namen im Himmel verzeichnet sind. Das ist ein Grund zur Freude. So eine Machtdemonstration dem Reich der Finsternis gegenüber, das war selbstverständlich.
Aber dass Gott eure Namen im Buch des Lebens verzeichnet hat, das ist was, worüber ihr euch freuen müsst. Dann fragt man sich natürlich, was bedeutet denn das? Das Buch des Lebens ist das Verzeichnis all derer die Bürgerrecht haben in der zukünftigen Welt Gottes, die uns jetzt noch unsichtbar ist, die aber schon bereits da ist.
Also die nicht etwas ist, was vielleicht mal in ferner Zukunft eröffnet wird, wie zum Beispiel das Paradies auf Erden worauf einige Marxisten immer noch hoffen, dass sie das schaffen werden. Sondern die Welt Gottes ist bereits angebrochen. Wir können sie nur noch nicht wahrnehmen, weil wir hier auf der Erde begrenzt sind.
Der Hauptgrund eurer Freude sei, dass ihr noch Bürgerrecht habt in einer anderen, außer in dieser Welt. Ihr habt einen zweiten Wohnsitz, der krisensicher ist. Ob ihr im Leben etwas erreicht oder nicht, ob ihr ausgelacht werdet weil ihr Christen seid oder zu hohen Ehren kommt, Das alles ist dort völlig zweitrangig unwichtig.
Darum brauchen sich Christen auch keine Sorgen um ihr Wertgefühl zu machen. Sie sind nämlich Gott so viel wert, dass er ihnen sein Reich öffnet und mit ihnen zusammenleben will. Und das will ja was heißen. Wenn einer mir sein Haus öffnet und mit mir zusammenleben will, dann muss ich ihm doch was wert sein.
Da fragt man sich natürlich, warum laufen dann so viele Christen unglücklich herum? Und mit so vielen Minderwertigkeitskomplexen. Ich würde eben sagen, sie sind eher defensiv als offensiv. Und damit kommen wir zu dem zweiten Teil. Nämlich was heißt es denn, offensiver Christ zu sein? Offensiver Christ zu sein heißt zuallererst mal, aufhören sich zu entschuldigen.
Ach, Verzeihung dass ich geboren bin, ich will es auch nicht wieder tun. Und entschuldigen Sie, dass ich dann auch noch Christ geworden bin. Hätte ich ja lieber sein lassen sollen, aber jetzt bin ich es nun mal. Es gibt so viele Christen die sich nicht trauen den Scheck, den sie bei der Taufe empfangen haben, einzulösen.
Und die darum immer bedrückt und gesetzlich und so halblebig herumlaufen. Ich will mal ein Beispiel erzählen. Eine junge Frau fährt in der Eisenbahn und ihr gegenüber sitzt jemand so Mitte 30, gekleidet in eine Mischung aus solide und ein bisschen der Mode angepasst Und die Freundin war gerade unterwegs nach Gellenhausen wo damals das Zentrum des deutschen evangelischen Mädchenwerks war.
Damals war Jugendwerk noch getrennt in Mädchenwerk und Jungmännerwerk. Und da sagt sie zu dieser etwa 30-jährigen Frau, fahren Sie nach Gellenhausen Und die ist ganz überrascht und sagt, ja, ja. Da fragt die, fahren Sie ins Burkhardthaus? Das war der Sitz von dem Mädchenwerk. Da sagt die, ja, woher wissen Sie das?
Und da sagt sie, das sieht man ihnen doch gleich an, modern sein wollen und sich nicht ganz trauen. Aber so leben ganz viele Christen Was wir sein wollen, sollten wir ganz sein. Christsein heißt nicht alle verborgenen Wünsche und Sehnsüchte unter einem dicken Mantel begraben und sie dann doch halb drunter hervorschauen lassen.
Halbheiten sind das Gefährliche Die kosten nämlich die Kraft und den ganzen Spaß des Christseins. Nur wenn man weit genug geht, macht das Christsein wirklich Spaß. Jesus sagt ja mal ganz deutlich, ihr könnt nicht zwei Herren dienen. Ihr könnt nicht Gott dienen und den Werten dieser Welt. Und er sagt dem Mammon, dem Götzen Geld.
Ja, nun wollten wir ja zum Geheimnis des offensiven Christseins kommen. Das ist jetzt der offizielle zweite Teil. Offensiv ist nicht aggressiv. Das ist was ganz anderes. Aber offensiv ist das Gegenteil von defensiv. Ich weiß nicht, ob Sie schon mal als Christ in die Verteidigung gedrängt worden sind. Dass Ihnen am Schluss die Argumente ausgegangen sind, warum Sie Christ geworden sind.
Ich will Ihnen mal sagen, wie es jemand, den ich sehr gut kenne und sehr gern habe, gegangen ist. Das war so etwa vor sieben Jahren. Da heiratete sie einen sehr netten jungen Mann. Und sie waren beide Studenten gewesen und hatten viele Freunde aus der Studentenszene Und ein Freund nach dem anderen kam und sagte, was macht ihr?
Ihr heiratet ja spinnt ihr. Wieso heiratet ihr? Ihr könnt doch so zusammenziehen. Ich kann euch sagen, auf die Frage waren die nicht gefasst. Da sind die ganz schön in die Klemme gekommen, ja warum heiraten wir? Deswegen denke ich ein offensiver Christ muss vorausdenken. Sich die Antwort auf die Fragen, die kommen könnten, im Voraus überlegen, indem er das, was er tut, vorher reflektiert darüber nachdenkt.
Warum tue ich das? Warum lasse ich das? Warum ziehen wir nicht zusammen? Ich will mal ein Beispiel sagen, was einem passiert, einem prominenten Christen wenn er nicht vorausdenkt. Zur Zeit der Studentenunruhen lernten wir den Leiter des Württembergischen Jugendwerks kennen. Und der kam von einem Lager, einem Jugendlager, wo gemeinsame Schlafsäle für Jungen und Mädchen gewesen waren.
Und wir sagten, was, Sie? Sie haben das mitgemacht? Er sagte, ja wissen Sie, die 68er standen vor mir, also junge Jugendreferenten und sagten, also jetzt sagen Sie mir mal einen Grund, warum Jungen und Mädchen nicht zusammen in einem Schlafsaal übernachten sollen Und er sagte und stellen Sie sich vor, ich hatte keine Argumente.
Und da sagten die, das ist doch bloß wegen der Tradition. Das haben Sie doch alles bloß übernommen. Sie haben doch da noch nie drüber nachgedacht. Aber wir, wir haben drüber nachgedacht. Und dann fingen sie an, ihr marxistisches Konzept zu verbraten. Und er sagte, es war meine Schuld. Ich hatte noch nie darüber nachgedacht warum nicht.
Und da stand ich dann da, in die Verteidigung gedrängt. Das heißt, wir müssen vorausdenken Wir müssen das, was die Leute unserer Generation empfinden, mit durchdenken, wenn wir offensive Christen sein wollen und als offensive Christen leben. Und wir müssen bereit sein zur Verantwortung gegen jedermann, der einen Grund für unser Verhalten fordert, der möchte, dass wir unser Verhalten begründen.
Das ist ein Bibelwort, ich weiß nicht, wer es kennt. Seid bereit zur Verantwortung gegen jedermann der Grund fordert der Hoffnung, die in euch ist. Danke. Offensiv ist nicht aggressiv. Die Holländer haben bei ihrem Fußballspiel gegen die Deutschen sehr offensiv gespielt. Habt es gesehen? Die waren doch ständig im Angriff.
Die waren doch ständig im Feld der Deutschen. Das war unheimlich. Aber es ist trotzdem 0 zu 0 ausgegangen. Die Holländer hatten nämlich ein Ziel. Wisst ihr welches? Die wollten es endlich den Deutschen mal beweisen, dass sie die Stärkeren und die Besseren sind. Und sie haben alle Kraft eingesetzt, um dieses Ziel zu erreichen.
Also ich weiß nicht, wenn ihr da gesehen habt, wie die gerannt sind. Die haben da auch ganz schön Schläge eingesteckt und auch ausgeteilt. Das war ein Kampf, am Anfang jedenfalls, der konnte sich sehen lassen. Aber… Sie haben sich nicht aus der Offensive in die Defensive bringen lassen. Sie waren nämlich motiviert zu diesem Kampf.
Sie wussten warum sie kämpften. Unser Leben ist auch ein Kampfplatz. Ein Kampfplatz zwischen Gut und Böse. Es ist also kein sonniger Spaziergang, sondern ein spannendes Abenteuer auf den ein Mensch sich einlässt wenn er ein offensiver Christ wird. Wenn er Gott an der ersten Stelle in seinem Leben sein lässt.
Jetzt kommt der dritte Teil. Ich möchte nämlich verschiedene Bereiche zeigen, in denen sich das Christsein, vor allen Dingen das offensive Christsein, auswirkt. Viele meinen ja, Christsein wäre Privatsache. Wie hat der alte Fritz gesagt, in der Schule habt ihr es wahrscheinlich gelernt, ich halte dafür, dass jeder nach seiner Fasson selig werden kann.
Also, wenn einer Christ sein will, soll er es sein, er soll nur andere nicht damit behelligen. Ich bin auf jeden Fall ein überzeugter Atheist, das war jedenfalls die meiste Zeit seines Lebens. Ich will damit nichts zu tun haben, aber jeder in meinem Reich kann nach seiner Fassung selig werden. Es denken aber auch heute noch viele Leute, Christsein spiele sich mehr oder weniger nur in der persönlichen Dimension ab.
Es ist eine Sache zwischen Gott und mir ganz persönlich Denn es geht ja hauptsächlich dabei um mich und um mein ewiges Leben. So denken viele. Und jetzt stehe ich daher, setze mich daher und behaupte Christsein ist alles andere als eine Privatsache. Aber es hat natürlich auch eine ganz persönliche Dimension.
Und da können Sie jetzt, die können Sie unterstreichen und eins dahinter schreiben. Die persönliche Dimension ist Der erste Bereich, in dem das Christsein gelebt wird. Ich zähle nachher noch drei weitere Bereiche auf. Und ich möchte sagen, ohne die ganz persönliche Dimension, ohne diese persönliche lebendige Beziehung zu Gott, fallen alle anderen Auswirkungen in alle weitergehenden Bereiche weitgehend aus.
Die fallen nämlich ganz schnell in sich zusammen, weil die Kraft fehlt, das, was man eigentlich tun möchte, auch wirklich zu tun. Die persönliche Begegnung mit Gott, die allein kann mich immer wieder neu motivieren Wenn ich schon den Eindruck habe, Mensch, du bist doch wirklich der Trottel der Nation, wenn du das jetzt wieder machst.
Warum soll ich mich denn dafür einsetzen, wenn das von vornherein schon so hoffnungslos aussieht? In der persönlichen Begegnung mit Gott hole ich mir die Kraft dazu, den Mut den es braucht, immer wieder neu auf dem angefangenen Weg der Nachfolge weiterzugehen. Über die Gestaltung der ganz persönlichen Beziehung des Einzelnen zu Gott will ich heute ganz, ganz wenig sagen, weil Sie das in allen Variationen schon gehört haben oder noch hören werden.
Einführung in die stille Zeit am Morgen, Einführung ins Beten. Ich nenne das Beten das Gespräch des Herzens mit Gott. Lassen Sie das Gebet ja nicht zu einem einseitigen Monolog werden. Sondern warten Sie auch in der Stille vor Gott auf Antworten auf das, was Sie gerade eben gesagt und erbeten haben. Dann das Danken für Gottes Fürsorge, das Loben und sich Freuen in der Gegenwart Gottes, das in ihm geborgen sein und das Annehmen seiner Weisungen für mein Leben, das alles gehört zur ganz persönlichen Dimension meines Glaubens Weil die Liebe Gottes absolut unabhängig ist von meiner Herkunft, von meiner Leistung von meiner Anerkennung durch andere und auch von meinem Erfolg.
Darum bin ich davon befreit mich ständig nach anderen Leuten richten zu müssen, um endlich anerkannt zu werden. Offensives Christsein befreit von der Abhängigkeit von anderen Leuten Die persönliche Dimension des Glaubens verschafft mir eine große innere Freiheit. Diese Freiheit durch den Geist ist die herrliche Freiheit der Kinder Gottes, von der in Römer 5 und in Römer 8 geschrieben ist.
Ich habe es mal an einem Beispiel demonstriert gesehen, das hat mich sehr beeindruckt. Das Beispiel habe ich nie wieder vergessen. Es war ein katholischer Priester der uns das gesagt hat. Er brachte eine Kasperpuppe mit und die hatte an dem Kopf einen Nylonfaden. Und dann machte er uns vor, wie die Kasperpuppe an diesem einen Nylonfaden, der nach oben ging, sich nach allen Seiten bewegen konnte, überschlagen konnte, nach vorn nach hinten, nach rechts nach links, in völliger Freiheit.
Und dann sagte er, so, und jetzt zeige ich Ihnen etwas. Das ist die Freiheit der Kinder Gottes. Und wenn der Mensch außer an Gott noch an irgendeinen anderen Menschen oder an irgendetwas gebunden ist, und da hatte er einen zweiten Nylon von dem Bande an den Fuß, jetzt beobachten Sie mal, sagt er, wie sich die gleiche Puppe jetzt bewegt, die konnte nur noch ein winziges Stück vorwärts und rückwärts.
Nach der rechten Seite ging es schon nicht mehr. Sich überschlagen war gar nicht drin. Der ganze Spaß von vorher war weg. Ihr könnt nicht Gott dienen und dann verliert eure Freiheit. Sie kann sich noch um sich selber drehen. Ja, stimmt. Sie konnte sich noch um sich selber drehen. Genau. Das habe ich jetzt gerade vergessen Jetzt kommt die zweite Dimension.
Der persönliche Glaube gibt mir die Freiheit, mich auf die soziale Dimension meines Glaubens einzulassen. Mein Glaube hat nämlich auch eine soziale Dimension. Das heißt, er wirkt sich aus im sozialen Bereich um mich herum. Keiner von uns lebt ja als Einsiedler irgendwo in der Wüste in einer Höhle. Wir haben ja alle um uns herum Leute.
Wir haben eine Umwelt. Mein Mann und ich, wir waren mal bei einer Ausbildung für Eheberater. Und da habe ich eine Grafik gesehen, ein Bild, das ich Ihnen leider jetzt nicht anmalen kann, weil wir keine Karte haben. Aber Sie haben genügend Fantasie. Machen Sie mal die Augen zu, ich male Ihnen das Bild mal vor Augen.
In der Mitte ist ein Kreis in dem steht ein großes I. Und rechts oben wird der Kreis geschnitten von einem fast gleich großen Kreis in dem Familie steht. Jede Person hat in ihrem Lebensbereich irgendwelche Menschen, die zur Familie gehören. Auf der anderen Seite des Kreises auch oben, wird der Kreis geschnitten durch einen anderen Lebenskreis nämlich seine Freunde Da steht drin Freunde.
Das sind alle diejenigen, mit denen er gern seine Freizeit verbringt, die er vielleicht aus der Schulzeit kennt, mit denen er eine herzliche Freundschaft hat, mit denen er Musik macht oder was auch immer. Aber das sind nicht alle Lebensbereiche, die zum sozialen Umfeld gehören. Links unten wird der innere Kreis nochmal geschnitten von einem ebenso großen Kreis.
Da drin steht Kollegen und Berufsfeld. Und rechts unten, ein vierter Kreis, das ist die Gemeinde zu der man gehört. Keiner von uns lebt für sich allein. Er hat viele Nächste. Also nicht erst der ferne Nächste in der dritten Welt, für den wir ab und zu mal was opfern, ist unser Nächster. Sondern die Menschen, mit denen wir tagtäglich zusammenleben, das sind unsere Nächsten.
Von denen sagt mir Jesus, dass sie liebenswert seien. Ich finde es gar nicht immer, dass in meiner Familie alle liebenswert sein sollen. Also den Eindruck habe ich gar nicht immer. Ich meine jetzt nicht meine engere Familie. Ich habe immerhin noch neun Geschwister und die haben alle wieder Kinder. Und ich finde gar nicht alle so schrecklich liebenswert.
Aber Jesus sagt mir, doch, du kannst deine Nächsten lieben wie dich selbst. Dazu setze ich dich instand. Gerade mit den nahen Nächsten kriegt man ja leider die größten Schwierigkeiten Die fernen Nächsten, so die Zulus und so, die treten einem nicht auf den Fuß. Aber die nahen Nächsten die machen einem Schwierigkeiten Ich kenne eine ganze Menge junger Leute, die haben den Eindruck, in ihnen seien ganze Häufen von Liebe angesammelt die da völlig unnütz herumlägen weil sie den einen Partner fürs Leben noch nicht gefunden haben, für den sie das alles aufgestapelt halten.
Und Sie haben den Eindruck, diese ganzen Häufen von Liebe würden sofort in Bewegung gesetzt, wenn endlich derjenige, der eine oder die eine auftauchen würde, wenn sich der Partner fürs Leben endlich zeigen würde. Ich muss Ihnen sagen, das Einübungsfeld für diese Häufen von Liebe, die angesammelt sind und die man dem Ehepartner eines Tages zukommen lassen möchte, das Einübungsfeld liegt für jeden von Ihnen zum Greifen nahe Es ist die eigene, oft so ärgerliche Familie, auch die ärgerliche Großfamilie, mit all ihren Fehlern und Schwächen.
Da sind nämlich schon die Nächsten bei denen man Lieben einüben kann. Denn das sollten Sie wissen. Jede andere Partnerschaft, jede nähere menschliche Beziehung wird über kurz oder lang die gleichen Probleme bescheren, die jeder von uns schon von zu Hause kennt. Die ganz gleichen. Nämlich Neid, Rivalität, Machtkämpfe, den anderen beherrschen wollen, sich nichts sagen lassen, nachtragen, nicht vergeben können, nörgeln, Bequemlichkeit, nicht verzichten können.
All das, was menschliche Beziehungen so sehr, sehr schwierig macht. Das alles kehrt dann wieder. Nicht gleich. Solange die rosarote Brille der Verliebtheit noch auf der Nase sitzt, da kommen natürlich weder Rivalität noch sonst was in Frage. Aber wenn die mal runterfällt, Und die ist dann endgültig kaputt dann wird es happig.
Und deswegen ist es besser, man übt das Leben vorher ein. Da haben es diejenigen gut in ihrer Ehe, wenn die erste Verliebtheit weg ist, die schon im Elternhaus keinen leichten Stand hatten und sich mit sich und den anderen auseinandersetzen mussten. Die denken ja immer, die haben die Nachteile und beneiden alle, die es zu Hause so schön haben und verwöhnt wurden und alles kriegten, was sie wollten.
Sie sind ja im Nachteil Wer sich frühzeitig mit sich und seiner Umgebung auseinandersetzen musste, der ist im Vorbein. Die soziale Dimension des Christseins ist eine weitgehend vergessene oder sagen wir lieber eine missachtete Dimension. Und sie ist doch die Voraussetzung für unsere Glaubwürdigkeit als Christen und für die Ausbreitung des Evangeliums.
Ich weiß nicht, ob Sie den Satz kennen. Welcher Erlöster müssten die Christen aussehen wenn ich an ihren Erlöser glauben sollte? Wer mit seinen Nächsten nicht versöhnt lebt, von dem nimmt man sehr schwer das Evangelium der Liebe an. Wie ist denn Jesus selber mit seiner Familie umgegangen und zurechtgekommen?
Das kann man ja an dieser Stelle mal fragen Und da gibt uns der Arzt Lukas Antwort. Der ist ja der Einzige der etwas Näheres über die Jugend Jesu schreibt. Ich weiß nicht, ob Sie wissen, was in Lukas 2 steht und wo seine Beziehung zum Elternhaus ziemlich deutlich zum Ausdruck kommt. Erinnern Sie sich an eine Geschichte, die Sie im Kindergottesdienst mal gehört haben, die in Lukas 2 steht.
Das ist die Geschichte vom Zwölfjährigen Jesus im Tempel. Jetzt frage ich mal, wer kennt die? Ja, ich habe ja eine Generation vor mir sitzen, die kaum noch im Kindergottesdienst war. Aber die sollten Sie mal nachlesen Im letzten Teil des zweiten Kapitels vom Lukas-Evangelium. Weil ich kann jetzt nicht die ganze Geschichte erzählen.
Aber so viel kann ich erzählen dass Jesus… Zum allerersten mal mit zwölf jahren zum großen passerfest nach jerusalem mitgehen durfte und sich dann im tempel festgesetzt hat und sich mit den theologen geraten und besprochen hat und er stellte so intelligente fragen Und er antwortete wenn er gefragt wurde, so voller Weisheit, dass die ihn bei sich behalten haben.
Die müssen den auch verpflegt haben. Die müssen dem auch Übernachtung gegeben haben. Und er hat selbstverständlich angenommen, weil er ja um seine Berufung schon wusste oder zumindest ahnte, hat selbstverständlich angenommen dass seine Eltern wissen, dass er dort jetzt lernen will. Dass er die Theologie Israels studieren will.
Dass er überhaupt nicht auf die Idee gekommen ist, die könnten wieder umdrehen. Die waren ja schon unterwegs nach Hause. Könnten wieder umdrehen und ihn suchen. Denn ein Leben als Zimmermann zu Hause in Nazareth, in diesem miefigen Nest, das konnte er sich überhaupt nicht vorstellen. Und nach drei Tagen kommen die Eltern und da sagt die Mutter, mein Sohn Warum hast du uns das angetan?
Dein Vater und ich, wir haben dich mit Schmerzen gesucht. Könnt ihr euch so eine Mutter vorstellen? Also ich kann sie mir sehr gut vorstellen. Und was antwortet Jesus darauf? Wie könnt ihr mich denn suchen? Ihr müsst doch längst wissen, dass ich in dem Haus sein muss, in dem mein Vater wohnt Der hat selbstverständlich angenommen, hier in dieses Haus gehöre ich, nämlich in den Tempel.
Und hier will ich alles lernen, was man lernen kann über Gott und über die Geschichte Israels mit Gott. Das ist so, wie wenn heute einer sagt, Herr Kinder, warum holt mich von der Uni zurück? Ich muss doch studieren, ich habe doch da oben das Zeug dazu. Ihr könnt mich doch nicht zurückholen auf dem Bauernhof und mich da jetzt noch 18 Jahre schuften lassen.
Ich will doch was werden. Ja, und jetzt kommt das Tollste. Da steht wörtlich da, aber seine Eltern verstanden nicht, was er mit ihnen redete. Das heißt, Jesus war wirklich im besten Sinn des Wortes ein unverstandenes Kind. Und da steht der Satz da, und er ging mit ihnen hinab und war ihnen untertan und nahm zu an Alter, Weisheit und Gnade bei Gott und den Menschen.
Das heißt, er hat nicht seinen Kopf durchgesetzt Er hat nicht alles aufgeboten um die Eltern rumzukriegen damit sein Lebensplan in Erfüllung geht. Und er ist ohne Bitterkeit geblieben. Denn Jesus macht keinen verbitterten Eindruck in dem, was man alles nachher noch von ihm hört und sieht. Sondern er macht den Eindruck eines Mannes der lieben kann.
Der auch Menschen lieben kann, die ihn hassen, die ihn lächerlich machen. Das heißt, er hat es nicht leichter gehabt, als ihr denkt, das ja nicht. Er hatte nur andere… Wege das, was er erfahren hat, zu verarbeiten. Er hat es nämlich im Gebet verarbeitet. Und deswegen heißt es von ihm, er nahm zu an Weisheit.
Er hat alles, was er erfahren hat an Schwerem im Gespräch mit Gott, ja, ich will mal sagen, verarbeitet, vor Gott ausgebreitet und gebeten mein Vater im Himmel zeige mir doch, warum, wieso weshalb und wozu das gut ist. Und er hat den Menschen kennengelernt. Aber er gehorchte seinem Vater, dem er geistig ja haushoch überlegen war.
Trotzdem, mit dem hat er zusammengearbeitet. Ich denke, wir können eine ganze Menge aus dieser Geschichte für uns selber mitnehmen. Weisheit und Gottes Erkenntnis darauf legen wir heute meist gar keinen Wert mehr. Unsere Werte heißen Bildung, Ausbildung, Abitur, Studium Und ich kenne eine ganze Menge Christen auch solche die schon 40 Jahre alt oder noch älter sind, die ihren Eltern nie verziehen haben, dass sie nicht studieren durften oder nicht Abitur machen durften.
Und ich denke, die sollten sich die Geschichte vom 12-jährigen Jesus mal durchs Herz gehen lassen, nicht nur durch den Kopf. Das Herz ist nämlich der Entscheidungsträger. Nur wer sich bedingungslos von Gott angenommen und geliebt weiß, ist fähig ohne Bitterkeit Ja zu seinen Lebensumständen zu sagen und die Menschen in seiner Umgebung zu lieben und zu achten, wie Jesus das getan hat.
In der freimütigen Zustimmung zu dem, was Gott uns zutraut, liegt ein Schlüssel zur Lösung von vielen persönlichen Problemen In der freiwilligen Zustimmung. Zu dem, was Gott uns zutraut. Da könnte man sich viele Probleme sparen. Aber nicht nur die Familie gehört zum sozialen Umfeld, sondern wir haben ja noch von anderen Kreisen, die den inneren Kreis anschneiden, gehört.
Da gibt es noch die Freunde. Da gibt es noch den Chef und die Kollegen und den Betriebsrat. Und am Schluss gibt es auch noch die Gemeinde zu der man gehört. Die Brüder und Schwestern mit denen man auf dem gleichen Weg in der Nachfolge ist. Wir brauchen die anderen und die anderen brauchen uns. Nun gibt es unter den Menschen sogenannte Ernährer und sogenannte Verzehrer.
Ich will das mal an einem Beispiel deutlich machen, weil das zur sozialen Dimension des Christseins gehört. Es gibt Ernährer und es gibt Verzehrer. Das sind zwei verschiedene Sorten Leute. Die eine Sorte will ich mal beschreiben. Vielleicht kennen Sie das selber. Da kommt jemand zu Ihnen zu Besuch Sie hatten gerade was ganz anderes vor, aber gut, sie setzen sich dazu, sie machen einen Kaffee, sie reden miteinander, das heißt, der andere redet.
Und als der nach vier Stunden weggeht, sind sie so geschafft, als hätten sie den Raum mit der Holz gespalten. Sie sind völlig fertig, der andere hat geredet geredet geredet und immer nur von sich. Und alle anderen Menschen, von denen er gesprochen hat, waren böse zu ihm und er selber war das arme unschuldige Opfer.
Ich weiß nicht, ob Sie solche Leute kennen. Nach diesen vier Stunden ist Ihnen sehr flau zumute, aber wenn Sie dann zu Ihren anderen Freunden kommen und Sie hören, bei dem war er auch und bei dem war die auch und dem Dritten hat die die gleiche Geschichte auch nochmal erzählt, dann wissen Sie, was ein Verzehrer ist.
Einer, der seine gesamte Umgebung mit sich beschäftigt. Im Gegensatz dazu gibt es zum Glück aber auch Menschen, nach deren Besuch man sich richtig beschenkt fühlt. Einige von Ihnen haben ja jetzt die indische Ordensfrau Mazapia kennengelernt. Die hat jedes Mal, wenn sie bei uns war, einen großen inneren Reichtum hinterlassen.
Da kam man sich hinterher nicht geschafft vor und völlig ausgebrannt und müde sondern da kommt man sich reich beschenkt vor, wenn so jemand weggeht. Das sind Menschen, die zuhören können. Die nicht nur fragen, wie geht es dir, sondern die auch wissen wollen, wie es einem geht. Ich weiß nicht, ob sie das kennen.
Hallo, wie geht es dir? Und wenn sie dann sagen, ach, mir ist heute, da will der schon gar nicht mehr hin. Das ist das Normale. Aber die Ernährer wollen wirklich wissen, wie es einem anderen geht. Sie wollen Anteil nehmen. Und sie geben auch Anteil an ihrem eigenen Leben. Sie öffnen das Herz. Sie teilen nicht nur ihre Misere mit und wie ungerecht sie behandelt worden sind, sondern sie teilen vor allem gute Erfahrungen die Mut machen.
So sind Menschen, denen andere Menschen wichtig sind, die in ihrem Herzen für andere Menschen Raum geschaffen haben, die nicht ständig nur voll von sich sind und von ihren Gefühlen und Problemen. Und solche Menschen möchten sie doch sicher werden. Leider ist diese Sorte nicht allzu häufig vertreten. Aber es lohnt, den Weg zu gehen, der dahin führt, dass man so ein Mensch wird.
Christ sein ist ja kein Selbstzweck. Es ist nicht die Beruhigungspille für den Mann im Sessel vor dem Fernseher, dass er, wenn er bequem gelebt hat, nun auch noch fröhlich sterben kann, weil er in den Himmel kommt. Das ist Christ sein nicht. Christ sein ist Gottes Herausforderung an uns. Mit dem Kreisen um uns selber aufzuhören und in unseren Alltag Licht auszustrahlen, von dessen Helligkeit auch die Umgebung mitleben kann.
Es ist besser, eine Kerze anzuzünden, als über die Finsternis um sich herum zu klagen. Aber nun muss ich, um das Bild von den vier Kreisen noch zu vervollständigen, um das alles, was ich Ihnen vor Augen gemalt habe, noch einen ganz großen Kreis ziehen. Alle vier Lebenskreise mit denen ich selber Berührung habe, sind eingeschlossen oder werden eingeschlossen von einem großen gemeinsamen Lebensraum.
Denn wir leben ja nicht auf dem Mond mit unseren Freunden und unserer Familie, sondern in dieser Welt in einer Stadt, in einem Land mit einer Kultur und einer gesellschaftlichen Struktur mit einem Staat. Und deshalb hat Christsein auch noch eine weitere Dimension, nämlich die politische Dimension. Ich weiß, dass ich damit bei einigen evangelikalen Freunden in ein Fettnäpfchen trete, wenn ich das sage, aber ich tue das trotzdem und sozusagen freiwillig Ich will in dieses Fettnäpfchen treten denn Christsein hat nun mal eine politische Dimension, nicht nur eine soziale und nicht nur eine persönliche.
Die politische Dimension unseres Christseins ist nicht von unserem Wollen oder Erkennen abhängig sondern sie ist einfach gegeben. Man kann sie ableugen, aber das nützt nichts. Sie ist trotzdem da. Mit der Schule treten wir in die politische Dimension ein. Mit dem Ausbildungsweg kommt uns das alles noch näher.
Man muss nicht erst zur Wahlurne gehen, um die politische Dimension des Lebens hautnah zu erleben. Sondern die ist vorher einfach um einen rum. Ich will mal ein Beispiel erzählen wie nah uns diese politische Dimension ist. Gestern bekam ich einen Brief. Ich soll demnächst in Nürtingen einen Vortrag zum Thema Mann und Frau halten.
Also ich habe den Vortrag abgesagt, aber nicht, weil mir das Thema nicht gefällt. Die evangelische Kirchengemeinde wollte nach zwei Jahren zum ersten Mal wieder einen offenen Abend veranstalten Und zwar mit dem Thema Mann und Frau. Sie hatte vor zwei Jahren aufgehört nachdem es zu einem großen öffentlichen Eklat gekommen war, zu einem Fast-Skandal.
Sie hatten einen Mann aus Süddeutschland geholt zum Thema Abtreibung. Und der Mann stand auf dem Podium und da fuhren zwei Busse vor aus Reutlingen. Und in diesen zwei Bussen saßen Feministinnen. Und die stürmten den Saal und haben den Dr. Ernst nicht zu Wort kommen lassen. Die haben da lautstark ihre Proteste so geäußert, dass der von seiner Rede keine fünf Sätze landen konnte.
Die Beanstaltung musste abgebrochen werden. Da will so eine kleine Stadtgemeinde, man müsste ja sagen Kleinstadtgemeinde ich weiß nicht wie viele Einwohner Nürtingen hat, die möchte einen schlichten offenen Abend veranstalten für Gemeindeglieder und solche, die es werden wollen. Und dann hat das solche Auswirkungen.
Das ist erstaunlich wie die Gemeinde Jesu entscheidet wie jeder Einzelne von euch sich in Fragen von Liebe und Ehe und Abtreibung verhält. Das bildet Muster und darum wird es bekämpft oder nachgeahmt. Beides. Wir lernten auf einer Tagung die Frau eines Professors kennen, die als Studentin erst mal ein paar wilde Jahre hinter sich gebracht hat und dann Christ geworden war.
Und da fragten wir sie, sagen Sie mal, wie ist denn das dazu gekommen, dass Sie Christ geworden sind? Und da sagte sie, also da muss ich ganz weit zurückgehen in die 68er Jahre. Damals war ich Studentin und habe ich erlebt wie in dem Klima von damals, in diesem aufgeheizten politischen Klima Das also weniger offensiv als aggressiv war, da steht in der Mensa ein junger Mann in der Schlange holt sich sein Essen, dann geht er an den Tisch, stellt das Essen auf seinen Platz und bleibt hinter dem Stuhl stehen, entspricht dem Fischgebiet.
Sagt sie, es hat mich absolut umgehauen. Der Mann hat sich absolut der Lächerlichkeit preisgegeben, nur dass die Leute so verblüfft waren und so perplex, dass einer das gewagt hat, Dass keiner was dazu gesagt hat. Aber sie sagt, das hat mich nicht losgelassen Sie wusste den Namen des Mannes nicht. Und der ahnte auch nicht, dass er zum Auslöser geworden war für die innere Verwandlung einer Frau.
Und zwar einer dynamischen Frau, durch die viele andere zu Christen geworden sind. Es gibt eine Dimension unseres Glaubens von der wir gar nicht so viel ahnen, von der wir gar nicht viel wissen. Sie sagte, ich habe den Mut dieses jungen Mannes bewundert und mich gefragt, was ist an einem Glauben dran, der Leuten so einen Mut gibt, mitten in einer, ich hätte fast gesagt, in einer Meute von Studenten die dagegen sind, seinen Glauben zu bekennen, sich dieser Lächerlichkeit auszusetzen.
Zur politischen Dimension sollten Sie zweierlei wissen. Erstens Gott liebt diese Welt. Er liebt nicht nur allgemein seine Schöpfung, sondern er liebt ganz besonders die Menschen darin jeden Einzelnen. Darum steht es uns nicht zu, Andersdenkende zu verachten, was man ja als Christ sehr, sehr leicht tut.
Wenn Johannes in seinem Evangelium schreibt, habt nicht liebt die Welt, nein, in seinem Brief schreibt er das, Dann heißt das, passt euch der Lebensart dieser Welt nicht an. Wir sollen die Menschen lieben, aber uns der Lebensart dieser Welt nicht anpassen. Die Menschen lieben das heißt, alles das zu lassen und notfalls anzugreifen was sich gegen die Würde des Menschen und gegen das Leben richtet, was Leben zerstört und Menschenwürde verletzt.
In Markus 3 steht Sagt Jesus zu den Leuten, die wütend auf ihn sind, weil er am Sabbat heilen will, soll man am Sabbat Gutes tun oder Böses? Soll man Leben erhalten oder töten? Markus 3, Vers 4. Darum geht es, auch in der politischen Dimension des Christseins. Das Leben eines Christen hat seine Mitte nicht mehr im eigenen Wohlergehen, sondern im Auftrag Gottes.
Leben erhalten und seine Liebe an die Menschen weiterzugeben, damit die Botschaft das Evangelium wieder glaubwürdige Zeugen findet. Ich werde ja am nächsten Donnerstag eine Bibelarbeit halten über ein Grundwort der Offensive junger Christen Das steht in 2. Korinther 5, Vers 15. Dafür ist Christus gestorben und auferstanden, dass diejenigen, die von nun an leben, nicht mehr für sich selber leben, sondern für den, der für sie gestorben und auferstanden ist.
So, und jetzt will ich die letzte Dimension des Glaubens nur noch ansprechen, aber nicht mehr ausführen, weil es nämlich schon etwas über die Zeit ist. Die letzte Dimension habe ich am Anfang schon erwähnt ohne sie beim Namen zu nennen Es ist die überzeitliche Dimension. Die über unseren Tod hinausreicht in ein Leben hinein das dann beginnt wenn die Leute denken, jetzt ist alles, jetzt ist er gestorben, jetzt ist alles vorbei.
Dann fängt die überzeitliche Dimension unseres Glaubens an, in Kraft zu treten. In dieses Leben, das die Christen ewiges Leben nennen, kann man von all dem, was man hier angesammelt hat, nichts Greifbares mitnehmen. Aber es gibt eine Währung die über den Tod hinausreicht Aber nur eine einzige und das ist die Liebe.
Jesus sagt, was ihr getan habt, einem der allergeringsten meiner Brüder, das zählt für mich. Das habt ihr für mich getan. Das bleibt euch über den Tod hinaus. Matthäus 25, den Vers müssen Sie selber suchen, den weiß ich nicht. Wer die verschiedenen Dimensionen des Glaubens im Blick behalten will, die persönliche, die soziale, die politische und die überzeitliche, der weiß warum er am Morgen seine Stille braucht.
Ich habe so viele offensive junge Christen erlebt, die mir erzählt haben, ja und eines Tages wusste ich überhaupt nicht mehr, warum ich morgens um sechs da sitze und die Bibel lese und bete und aufschreibe was ich denke Ich wusste einfach nicht mehr, warum. Denen war das alles weggerutscht. Und es wird Ihnen auch eines Tages mal wegrutschen.
Aber dann erinnern Sie sich an die vier Dimensionen des Glaubens. Dann wissen Sie wieder, wozu Sie Gott brauchen, wozu Sie die Stille vor Gott brauchen, damit die persönliche Dimension des Glaubens lebendig bleibt und sich auswirken kann in den sozialen Bereich hinein und in den politischen Bereich hinein Ich will zum Abschluss noch eins sagen.
Offensives Christsein ist ein Christsein, das nicht von Lasten erdrückt wird, sondern das Freude bringt, das abenteuerlich ist, an dem man Spaß haben kann und ist eine Sache, die Sie bei der OJC in einem Jahr lernen können.